Fachbereich

Gesellschaft der Singularitäten: Andreas Reckwitz postuliert, dass die moderne Gesellschaft zunehmend von einem Drang nach Singularität geprägt ist. Anstatt sich auf das Allgemeine, den allgemeinen Mainstream, zu konzentrieren, streben Individuen und Institutionen danach, einzigartig und besonders zu sein. Eine solche „Gesellschaft der Singularitäten“ führt zu einer neuen Art von sozialen Differenzierungen und Spannungen – da der Wettkampf um Anerkennung und Distinktion auch für Content immer intensiver wird.

No Code-Society: Neue Tools, KI-Co-Pilots und Drag-and-Drop-Schnittstellen demokratisieren den Zugang zu Technologie. Diese Entwicklungen bringen auch der Medienbranche einen immensen Innovationsschub. Kreative Ideen können schneller umgesetzt werden, ohne auf teure Ressourcen angewiesen zu sein. Gescribbelte Plot-Points erwachen in Sekundenschnelle aus einem Prompt zum Drehbuch, was nicht nur die Produktionsprozesse beschleunigt, sondern auch die Eintrittsbarrieren für neue Talente erheblich senkt.

Daten als Content-Treiber: In der aktuellen Plattform-Ökonomie (Nick Srnicek) sind Daten das zentrale Gut und entscheidender Wettbewerbsvorteil für Streaming-Dienste. Die Player sammeln und analysieren große Mengen an Nutzer:innendaten, um ihre personalisierten Dienste anzubieten sowie Content-Trends vorherzusagen und ihre Geschäftsstrategien dauerhaft zu optimieren. Die Fähigkeit als Organisation, Daten effektiv zu nutzen, entscheidet maßgeblich über den Erfolg oder Misserfolg einer Content-Plattform.

Black Box und Verantwortung: Die immer tiefere Integration von künstlichen Intelligenzen in den Medienmarkt zwingt uns als Gesellschaft, Fragen nach der Nachvollziehbarkeit von Entscheidungsprozessen (Kate Crawford) und möglicher Intransparenz im Einfluss mit künstlich generierten Inhalten auf die Agenda zu heben. Diese Entwicklung bringt nicht nur technologische, sondern auch ethische Herausforderungen mit sich. Wer ist Programmdirektor oder Programmdirektorin in einer generativen Umgebung?

Viel Programm für Viele, statt ein Programm für alle.

Plattform-Exklusivität und „Geschichten vom Krieg“: Die Konkurrenz zwischen Streaming-Plattformen hat zu einem Anstieg von exklusiven und qualitativ hochwertigen Inhalten geführt. Die „Streaming-Wars“ (2018-2023) fragmentieren dabei das Angebot und zwingen die Zuschauer:innen heute, mehrere Abonnements abzuschließen. Gleichzeitig hat die Phase die Innovationskraft der Inhalte stark vorangetrieben. Doch wie so oft in der Wirtschaft, folgt auf die befreiende Wirkung von unbundeling eine Welle der preiswerteren Kooperation oder Konsolidierung.

Vielfalt durch globale Zielgruppenansprache: Die Streamer haben die Genre-Vielfalt erheblich erweitert, indem sie ihre Inhalte für ein globales Publikum produzieren können. Die Plattformen bieten so Inhalte in einer Breite an, die von Nischeninteressen bis hin zu Mainstream-Kategorien reichen – um ein größtmögliches Publikum (TAM) anzusprechen. Diese Diversifizierung hat es uns Zuschauer:innen ermöglicht, Zugang zu einem vielfältigeren Angebot zu erhalten – das in den traditionellen TV-Programmen davor oft unterrepräsentiert war.

Personalisierte Besonderheit: Künstliche Intelligenz wird schon lange dafür eingesetzt, um personalisierte Empfehlungen auf Streaming-Plattformen zu verbessern. Solche Systeme analysieren das Content-Nutzungsverhalten und passen Empfehlungen, Suchanfragen und Oberflächen in Echtzeit an – was zu einer höheren Nutzer:innenbindung führt: Was meiner Oma gefällt, muss eben nicht unbedingt auch mir gefallen.

Interaktive Erlebnisse: Fast alle Plattformen experimentieren mit interaktiven Inhalten, bei denen Zuschauer:innen den Verlauf der Handlung beeinflussen oder direkte Rückmeldung geben können: Die Grenzen zwischen passivem Leanback und Gamification der Oberflächen, Feedback-Möglichkeiten und fiktionale Handlungsstränge verschwimmen. Das Nutzungserlebnis wird noch persönlicher, immersiver – besonderer.